Hessisch Oldendorf

CDU steht vor Kursänderung

Kreis-Fraktionschef Deppmeyer liebäugelt mit Altenpflegeschule in Hameln - das war nicht immer so

Hameln

Von Robert Michalla
Der CDU-Fraktionschef im Kreistag Hameln-Pyrmont, Otto Deppmeyer, hat sich grundsätzlich für eine öffentliche Altenpflegeschule im Landkreis ausgesprochen. „Ich bin sehr dafür“, sagte er gestern auf Anfrage der Dewezet. Altenpfleger würden in Zukunft gebraucht, sagte Deppmeyer. Außerdem stärke eine öffentliche Altenpflegeschule den Landkreis, weil er dadurch attraktiver für junge Menschen werde. „Wir sollten diese Möglichkeit nutzen“, sagte der CDU-Fraktionschef. Experten gehen davon aus, dass der Bedarf an Altenpflegern in Zukunft steigen wird. Grund ist, dass Menschen älter werden und damit auch die Zahl der Pflegebedürftigen zunimmt.

Deppmeyer wies darauf hin, dass die Altenpflegeschule an der Elisabeth-Selbert-Schule in Hameln eingerichtet werden könnte. Dort gibt es bereits eine sogenannte Berufsfachschule Pflegeassistenz. Diese Ausbildung mündet aber lediglich in einen Helferberuf und nicht in einen ausgebildeten Altenpfleger. „Ich frage mich, warum man nicht das komplette Programm anbietet“, sagte Deppmeyer. Träger der Elisabeth-Selbert-Schule ist der Landkreis. Die Schule selbst hatte sich im Jahr 2010 dafür ausgesprochen, eine Altenpflegeschule einrichten zu dürfen.
 
Deppmeyer betonte, dass er das Thema erst noch mit seiner Fraktion beraten wolle. Eventuell werde die CDU danach einen entsprechenden Antrag in den Kreistag einbringen. Sollten sich die Christdemokraten auf das Vorgehen einigen, käme dies einer Kursänderung gleich. Denn sie würden dann als Opposition im Kreistag genau das fordern, was sie in der Vergangenheit als Teil einer Mehrheitsgruppe selbst hätten anschieben können. Bislang hatte die CDU es nämlich abgelehnt, in Hameln-Pyrmont eine öffentliche Altenpflegeschule einzurichten. So hatte sich der Kreisausschuss im Jahr 2010 auch mit den Stimmen der CDU dagegen ausgesprochen, eine Altenpflegeschule an der Elisabeth-Selbert-Schule zu eröffnen. Vielmehr entschieden sich die Politiker damals dafür, es vorerst bei den damals noch zwei privaten Altenpflegeschulen zu belassen.
 
Erst im März hatten die privaten Pflegeschulen in Emmerthal und der Julius-Tönebön-Stiftung in Hameln angekündigt, sich zusammenschließen zu wollen. Fraktionschef Deppmeyer betonte gestern, dass seine Partei private Angebote nicht gefährden wolle.
 
Im Kampf um das Amt des Landrates hatte auch der CDU-Kandidat Uwe Schünemann bereits gesagt, dass ein Ausbildungszentrum für Pflegekräfte eine „spannende“ Idee sei. Der jüngste Vorstoß Deppmeyers dürfte daher nicht von ungefähr kommen.
 
Im Juli hatten Deppmeyer und seine CDU-Landtagskollegin Petra Joumaah auch eine Anfrage an die Landesregierung gestellt. Darin hatten sie sich nach dem Angebot der öffentlichen Schulen bei der Altenpflegeausbildung im Land erkundigt.
 
Laut der Antwort der Landesregierung von Anfang August ließen sich Ende 2012 landesweit rund 6600 Schüler zum Altenpfleger ausbilden. Nach Angaben der Landesregierung waren das so viele wie nie zuvor. Im Jahr 2008 waren es noch gut 4600 Schüler. Auch die Zahl der öffentlichen Berufsschulen, die Altenpfleger ausbilden, hat sich seit 2008 von 29 auf 34 erhöht. Im selben Zeitraum stieg auch die Zahl der Schulen in freier Trägerschaft von 51 auf 57. Die Entscheidung, eine Berufsschule für Altenpfleger einzurichten, trifft der Schulträger, sprich im Fall der Elisabeth-Selbert-Schule der Landkreis.
 
Auch auf Bundesebene wird seit langem um eine Pflegereform gerungen. Nach Angaben der Bundes-SPD fehlen heute zwischen 100000 und 200000 Pflegekräfte. Im Juni hatte der Landtag in Hannover zudem das Schulgeld für angehende Altenpfleger abgeschafft, um mehr Menschen die Ausbildung zu ermöglichen.
 
Foto: dpa
„Ich bin sehr dafür“: Die Zahl der Älteren, die auf Hilfe angewiesen ist, steigt. Die CDU liebäugelt daher mit der Idee einer Altenpflegeschule in Hameln.